„GABRIEL REGELT DAS!“ / von Johannes Toaspern

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„GABRIEL REGELT DAS!“

Wortmotette zur Christvesper 2022 Bitterfeld

Die Wortmotette ist geeignet für Gemeinden, die kein Krippenspiel mit Kindern zusammenbekommen. Das Spiel kann leicht mit Erwachsenen gespielt werden, braucht keine große Übungszeit (die ja vor Weihnachten sowieso niemand hat) und nimmt, weil es so gut wie gar keine Bewegung braucht, den Vorlesenden die Scheu zu schauspielern. Wer bereits Lektorendienst gewöhnt ist, für die oder den ist es überhaupt keine Hürde. Wichtig ist insbesondere für den Engel Gabriel eine gut artikulierte Sprache, ebenso für die Stimme aus dem Off.

Personen: Erzengel Gabriel, Maria, Joseph, Hirte, Stimme aus dem Off

ERZENGEL GABRIEL : Guten Abend, heute am Heiligen Abend, hier in der Kirche. Ihr seid gekommen und ich freue mich darüber. Ich bin auch gekommen, hier zu euch und stelle mich vor: Ich bin der Erzengel Gabriel. Ein Engel ist nur ein Bote. Gott schickt einen Engel zu den Menschen mit einer Botschaft. Ein Engel sagt also den Menschen, was Gott möchte. Ein Engel ist Gottes Messenger-Dienst oder Lautsprecher.   Und ja, Ich komme nämlich gerade vom himmlischen Thronsaal.  Gott hat mich herangewinkt und mir einen Auftrag gegeben:  
(Stimme aus dem Off:) „Erzengel Gabriel, ich habe einen besonderen Auftrag für dich. Er ist wunderbar, aber auch gefährlich. Nimmst Du den Auftrag an?“  
ERZENGEL GABRIEL : Keine Frage, ich habe sofort „JA“ gesagt, obwohl ich noch keinen Schimmer hatte, was für ein Auftrag das war.  
  (Stimme aus dem Off:)  „Ich will den Menschen helfen, wieder in Frieden zu leben.
Darum schicke ich Ihnen Jesus. Er wird als ein Kind von Maria geboren. Aber er wird mir immer so nahe sein wie ein eigener Sohn. In jedem Fall: Die Umstände dort in Bethlehem und Nazareth sind sehr schwierig. Darum sollst Du, Gabriel, das jetzt managen, damit alles gut geht bei Maria und Joseph. Und du sollt dafür sorgen, dass sich die Menschen ringsherum auch auf das Kind freuen. WIE Du das machst??? –  Ach, Da verlasse ich mich einfach auf Dich. Jetzt geh aber schnell los, da unten ist schon viel in Bewegung.“  
ERZENGEL GABRIEL : Nun, ich bin gleich losgegangen und hab mir angeschaut, wer hier alles beteiligt ist an der Geburt vom Heiland und Retter Jesus:  Zuerst sehe ich da Maria, die junge Mutter, die mit Jesus hochschwanger ist und zu Hause in Nazareth sitzt. Etwas blass ist sie.
MARIA: Mein Name ist Maria.   Maria, das bedeutet: Die Bittere. Ein ganz gewöhnlicher Name ist das in Israel, so wie ich eine ganz gewöhnliche Frau bin. Ich erwarte ein Kind. Ein Engel, ein Bote Gottes, war gekommen und hat mir gesagt:   „Maria, dein Kind, Jesus, steht unter Gottes ganz besonderem Schutz und ist etwas ganz Besonderes.“ „Was soll das sein?“, habe ich mich gefragt,  „Mein Kind unter Gottes besonderem Schutz?“ Joseph, mein Verlobter, wollte mich verlassen, wegen des ungeborenen Kindes. Ich wusste nicht weiter.  
ERZENGEL GABRIEL : Jetzt muss ich mal dazwischenfunken. Ja, für Joseph war das sehr schwer: Ein Kind, und das nicht von ihm, sondern vom Heiligen Geist – wer sollte das glauben? Aber: Es gab ja mich, den Boten von Gott! Ich habe Joseph dann besucht. Nachts hab ich ihn besucht, im Traum, dort aber ganz klar und deutlich. „Joseph“, habe ich gesagt, „nimm die Maria zu dir und schick sie nicht weg. Auch wenn Du traurig bist – Maria hat dich nicht betrogen.
Vielmehr hat Gott deine Verlobte Maria ausgesucht.
Sie soll Jesus zur Welt zu bringen, Gottes eigenes Kind. Ein Kind, das später einmal als Erwachsener viele Menschen froh und glücklich machen soll.“ Joseph war beeindruckt und beruhigt. Und hat das beherzigt.  
Lied 27: Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich, 1 – 3
MARIA : So ist Joseph bei mir geblieben. Ich hatte viel Zeit und war glücklich. Einmal habe ich in den Wochen ein Lied gesungen, das mir zu meinem Kind einfiel, zu Gottes Kind. Ihr wisst ja: Durch das Kind war ich Gott ganz besonders nah.   An einiges aus dem Lied kann ich mich noch erinnern, ich musste es einfach singen, ich war richtig überwältigt: Es begann so: „Meine Seele staunt über die Größe des Herrn, und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter!“  
Solostimmen: 4-stimmig (in der Kirche verteilt) Kanon:  „Magnificat“ (Taizé)  
MARIA : Und dann habe ich erkannt, was Gott tut und hab es gesungen:   „Gott stürzt gewalttätige Herrscher von ihrem Thron, Unterdrückte aber richtet er auf. Hungrige macht er mit guten Dingen satt, die Reichen aber, die  lässt er am Ende leer ausgehen.“ Ja, das war mein Lied, denn so hat Gott es ja auch versprochen.  
Lied: Freu dich, Erd und Sternenzelt, 1.2.4  
ERZENGEL GABRIEL : Neben Maria sehe ich ihren Mann, Joseph. Irgendwie sieht auch er etwas müde aus. Ja, tatsächlich scheinen sie auch auf Gepäck zu sitzen. Als wenn sie auf eine Reise gehen würden. Aber Maria ist doch hochschwanger, wie soll das gehen?  
Joseph baut einige Reisesachen (Reisetasche) symbolisch vor sich und Maria auf.   JOSEPH : Vor kurzem gab es einen Befehl vom Kaiser, dem Chef der verhassten Besatzungsmacht: Jeder von uns Bürgern solle sich in eine Liste eintragen lassen. Der Kaiser will sehen, aus wie vielen Menschen er eine Steuer herauspressen kann. Dazu soll jeder an den Ort gehen, an dem er geboren war.   Joseph stellt zu den Reisesachen eine Krippe.   Für mich und vor allem für meine Frau Maria hat das bedeutet, dass wir 80 Kilometer weit gehen mussten. Zu Fuß, ja zu Fuß. Zum Glück konnte ich noch einen Esel zum Sitzen für Maria Maria in ihrem Zustand auftreiben. Mehrere Tage waren wir da sehr mühsam unterwegs, so kurz vor der Geburt. Aber Herrschern ist ja egal, wie die Untertanen leben, jedenfalls unserem Kaiser war es völlig egal.  
Lied: 55 O Bethlehem, du kleine Stadt
MARIA : Jetzt sind wir in Bethlehem. Völlig überfüllt waren die Herbergen. Von Tür zu Tür sind wir gezogen, haben geklopft und um eine Ecke zum Ausruhen gebeten, vor allem für Maria, die sich kaum mehr bewegen konnte. Wir merkten: Viel Zeit blieb bis zur Geburt nicht mehr Und waren nahe am Verzweifeln. Denn wir hatten ja nichts zu bieten, wir sind ja arme Leute.  
ERZENGEL GABRIEL : Ja, das war jetzt echte Arbeit für mich. Wenn alle Plätze voll sind oder die Gastwirte geizig und unfreundlich – was willst Du da machen? Im allerletzten Augenblick entdeckte ich dann etwas, zwar nichts Großartiges, aber immerhin ein Dach über dem Kopf: In dem Moment, als Joseph bei der letzten Herberge anklopfte, gab ich dem Gastwirt einen kleinen Imput, würde man heute sagen, einen Gehirnschubs. Dadurch fiel ihm auf der Stelle das ein, was ich wollte: Sein eigener Schuppen, ein ehemaliger Stall!
„Naja, ich hätte da noch was!“ brummte er und ließ Maria und Joseph reinkommen. Und er zeigte ihnen den Platz im Stall, legte ihnen ein wenig Stroh auf die kalte Erde, damit sie sich hinsetzen und legen konnten.   
MARIA : So sind wir schließlich in einem Stall untergekommen. Notdürftig hat Joseph uns eine Ecke freigeräumt. Wir sind glücklich, dass wir ein Dach über dem Kopf haben. Ich merke, dass mein Kind bald geboren wird.  
Lied: 32, 1   Zu Bethlehem geboren  
ERZENGEL GABRIEL : Könnt ihr euch das vorstellen, in Deutschland mit euren schönen Entbindungsstationen, was das heißt, ein Kind zu gebären ohne alle Hilfe und Hygiene, in einem Stall? Ich habe ein paar Frauen aus der Herberge angeschubst, die haben Maria wenigstens etwas bei der Geburt helfen können.  
JOSEPH : Unser Kind ist geboren. Bin ich froh, dass da ein paar Frauen gekommen sind! Alleine hätte ich das nicht geschafft! Ein Junge ist es. Jeschuah, Jesus haben wir ihn genannt. Das heißt „Gott rettet“. Er ist gesund, schreit und trinkt. (Seufzt) Ach Jesus, was werden wir dir einmal geben können? Viel Arbeit und wenig Wohlstand. Doch gute Worte, randvoll mit Hoffnung, wollen wir dir mitgeben ins Leben. Worte, wie sie Maria und mir  der Engel Gabriel gesagt hat. Worte, die stark genug sind, damit du ein aufrechter Mensch wirst.  
Lied 35: Nun singet und seid froh  
ERZENGEL GABRIEL : Nun muss ich mich nochmal dazwischenschalten. Da hatten wir nun glücklich die größeren Schwierigkeiten gemanagt: Maria und Joseph haben einen Platz gefunden, schäbig zwar, aber immerhin ein Dach über dem Kopf. Maria hat das Kind entbunden und das ist auch gut gegangen, soweit es unter diesen Umständen geht. Damit habe ich meinen Auftrag also weitgehend erfüllt.   Aber wie geht es denn jetzt weiter? Die Drei sind da in ihrem Stall und werden irgendwann wieder nach Hause gehen – und niemand nimmt Notiz von ihnen.   Gott hatte aber doch gesagt: Das Kind soll ein Retter werden für viele Menschen. Wie sollen die das denn mitkriegen? Wer erzählt ihnen davon? Irgendwie müssen wir da noch ein bisschen PR machen, aber wie? Ich habe da eine Idee ….  
Lied: Es ist ein Ros entsprungen, 1 – 3  
MARIA: Es war in der Nacht, schon fast am Morgen. Wir schliefen noch Wir hörten plötzlich Stimmen im Hof. Sie kamen näher. Was wollten die hier? Da wurde schon die Tür aufgestoßen. Hirten standen da, solche armen Schlucker wie wir. Kaum konnten wir etwas erkennen, so funzelig war das flackernde Öl-Lämpchen. Irgendwie schienen sie mächtig in Schwung gebracht worden zu sein. Denn noch ehe wir etwas sagen oder fragen konnten, sprudelten sie los.  
HIRTE: „Euer Sohn ist uns von den Engeln angekündigt worden. Heute Nacht! “  
MARIA: Wie? Was? Engel?    
HIRTE: „Ja, auf dem Feld da draußen, wir hatten gerade alle Tiere ruhig, da war es plötzlich ganz hell, heller als am Tag. Wir waren furchtbar erschrocken und konnten uns keinen Reim darauf machen. Doch in dem Licht war langsam eine Figur zu erkennen, ein Engel. Das kannten wir ja nur aus alten Geschichten.  
ERZENGEL GABRIEL : Ja, das also war meine Idee! Da hatten die anderen Boten von Gott mal was ganz Besonderes zu tun bekommen.  
MARIA: Wie ist das denn weitergegangen?  
HIRTE: Der Engel hat uns erstmal beruhigt: Bleibt cool, keine Angst. Ich bringe eine ganz tolle Message für euch mit.  
Lied: 24, 1-3 Vom Himmel hoch  
HIRTE: „Da ist heute nicht weit von hier ein Kind geboren“, hat der Engel dann gesagt, „das wird später mal ganz wichtig für die Menschen werden. Ihr seid die allerersten Menschen, die davon erfahren.“ Und dann  – dann ist es noch viel heller geworden und wir haben noch viele andere Engel singen gehört: Ehre sei Gott in der Höhe! Und auf der Erde soll Frieden herrschen.  
Lied: 54 Hört der Engel helle Lieder  
HIRTE: Dann hat der erste Engel nochmal was gesagt – Er hat uns mitten in der Nacht losgeschickt. „Macht euch gleich auf den Weg zu dem Kind“, hat er gesagt, „dann werdet ihr sehen: Das ist wirklich so und kein Fake! Ihr findet das Baby in seinen Windeln und es liegt in einer Futterkrippe – Armut kennt ihr ja.“   Na, und dann sind wir losgezogen, das war gar nicht so einfach, mitten im Dunkeln und nur mit unserer Funzel hier. So, wo ist denn das Baby?  
ERZENGEL GABRIEL : Da hatte ich wohl ins Schwarze getroffen. Die Hirten schauten sich das neugeborene Jesus-Baby an und glaubten das, was die Engel ihnen von dem Kind erzählt hatten.  
Lied: 37, 1+4 + 9 Ich steh an deiner Krippen hier,  
ERZENGEL GABRIEL : Als es dann schon dämmerte, sind sie ganz schnell zu ihren Herden zurückgelaufen. Aber allen, die sie unterwegs trafen, erzählten sie ihre verrückt-wunderbare Geschichte. Und natürlich erzählten es die Leute dann wieder weiter.   Ich glaube, damit habe ich meine Aufgabe hier erfüllt.   Von jetzt an ist mein Engel-Kollege, der Schutzengel, für die junge Familie da. Er muss sie begleiten und beschützen. Und ich ahne, da wird er bald noch viel zu tun bekommen.  – Das ist dann aber eine neue Geschichte.   Ich gehe jetzt zurück und werde vor Gottes Thron Bericht erstatten.   Ich wünsche Euch ein schönes Weihnachtsfest, den Geburtstag von Jesus.   Und wer weiß, vielleicht kreuze ich eines Tages auch mal in Eurem Leben auf, mit einer ganz wichtigen Botschaft. Einer guten.   Also, macht‘s gut!