Familie Robinson im Krippenmuseum / von Wolfram Gercken; Niedersachsen

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Familie Robinson im Krippenmuseum
Krippenspiel 2018
Ansager/in:
Liebe Gemeinde am Heilig Abend,
wir dürfen heute miterleben, was Familie Robinson
Schönes unternimmt. Sie machen einen Ausflug:
Ins Krippenmuseum. Mit dabei sind: Mutti und Vati
Robinson und ihre Tochter Klara. Besonders Klara ist
daran interessiert, wie die Weihnachtsgeschichte mit
lebensgroßen Krippenfiguren dargestellt ist. Und sie
hatte sich gewünscht: Am Heilig Abend selbst sollte es
sein! Allerdings sind sie spät dran, nämlich kurz vor
Toresschluss, denn an diesem Feiertag schließt das
Museum früher als gewöhnlich. – Wir haben das Glück,
die Familie bei Ihrem Besuch begleiten zu können.
Los geht’s.
(Licht wird abgedunkelt. Die Krippenspieler/innen
gehen an ihre Plätze und erstarren. – Der Raum wird
von Licht erhellt)
Museumswärter:
So, meine liebe Familie, hier sind wir nun in dem
Raum mit den Krippenfiguren angelangt. Wie ihr seht
sind sie alle versammelt: Maria und Josef mit einem
kleinen Lichtlein in der Krippe , die drei Könige, die
vor der Krippe knien und …2
Klara:
Ja, schaut, da sind die Hirten mit ihren Umhängen
und den Stöcken.
Vati:
Und der da muss wohl der Gastwirt sein.
Er schaut immer noch ein wenig grimmig drein.
Mutti:
Ich sehe was, was ihr nicht seht:
Schaut mal nach oben!
Klara:
Oh, der Engel. Schön sieht er aus.
Als ob er gerade die frohe Botschaft verkündigt.
Museumswärter:
Wie ich sehe, kennt Ihr Euch bestens aus. Da ich
wieder zum Eingang muss, lass ich Euch hier alleine.
Bitte denkt daran, dass wir gleich schließen.
Seht Euch bis dahin ruhig um.
(Museumswärter ab) …
Klara:
Schön, wenn die Weihnachtsgeschichte mit den
Figuren dargestellt ist. Ob man sie anfassen darf?3
Vati:
Na, sie werden ja wohl still halten.
Aber bitte vorsichtig!
Mutti:
Ja, wir sind im Museum. Es muss alles so bleiben.
Klara:
(geht zu den Hirten, fasst einen an den Schopf)
Guck mal, der hier hat eine ganz wilde Mähne,
richtig tolle Locken: Das passt zu den Schafen.
Vati:
Ja, das waren raue Kerle damals.
Richtige Naturburschen.
Wind und Wetter ausgesetzt.
Klara:
Und guck mal das Schäfchen hier. Ist das nicht süß?
(hebt es hoch) Das würde ich am liebsten mitnehmen.
Mutti:
Klara, leg‘ es bitte zurück. Ich will keinen Ärger hier.
Wenn … doch hört mal:
Museumswärter (Stimme von fern):
Bitte verlassen sie jetzt das Museum: Wir schließen!4
Klara:
(will das Schaf zurücklegen, stößt dabei den Stock
eines Hirten um)
Oh weh, der Stock ist abgefallen. So ein Pech!
Vati:
Schnell, wir müssen ihn wieder anbringen.
Es muss wieder genau so aussehen.
Klara:
(hebt den Stock auf)
Oh nein, er will nicht halten.
Die Hand kann ihn nicht festhalten.
Mutti:
Komm, lass mich mal. (tritt herzu) …
Ist ganz schön kniffelig … So, jetzt müsste er halten.
Vati:
Prima, sieht aus wir vorher.
Nun aber raus hier!
Wir sind bestimmt die Letzten.
(Deckenlicht geht aus, Dunkelheit)
Klara:
Was ist los? Ich seh‘ nichts mehr.5
Mutti:
Große Katastrophe. Das ist los.
Vermutlich sind wir eingesperrt.
Vati:
Keine Panik! Wir müssen Ruhe bewahren.
Unsere Augen müssen sich erst an
die Dunkelheit gewöhnen.
….. (Pause)
Klara:
Viel besser wird’s aber nicht.
Mutti:
Und wieder sehe ich, was ihr nicht seht.
Schaut mal da!
Vati:
Oh, der Wärter hat seine Taschenlampe hier stehen
lassen. Die kommt wie gerufen! (nimmt sie)
Klara:
Los, knipst das Licht an!
Damit wir hier raus finden.
Vati:
(macht die Taschenlampe an und leuchtet umher)6
Mutti:
Ich glaub‘, wir müssen da lang! (zeigt mit dem Arm)
(die Drei gehen ein paar Schritte)
Josef:
(räuspern, leichtes Husten;
nimmt die Hand an den Mund)
Mutti:
Psst! Moment mal. (fasst Vati an der Schulter;
die drei bleiben stehen) Da war was!
Klara:
Ich hab‘ auch was gehört!
Maria:
Josef! (dreht sich zu ihm)
Klara:
(erschrecktes Aufschreien)
Josef:
(muss sich nochmals kräftig räuspern)
Maria:
Josef! Bitte! Es ist doch die Stille Nacht!7
Josef:
Entschuldige, Maria. Ich hab‘ Kratzen im Hals.
Klara:
(nochmals erschrecktes Aufschreien)
Was ist das denn?
Mutti:
Träum ich oder wach ich?
Was ist denn mit den Krippenfiguren los?
Vati:
Kommt, das sehen wir uns näher an!
(gehen zögerlich zu Stall und Krippe)
Maria:
(wendet sich ihnen zu)
Schau, Josef, wir kriegen Besuch.
Josef:
Noch mehr? Ich dachte, es sind schon alle da.
Mutti:
Erst mal Guten Abend. Seid ihr gar keine Figuren?
Seid ihr echt?
Maria:
Wie meinst Du das? Echt?8
Vati:
Na, meine Frau meint, ob ihr Schauspieler seid,
die bloß stillgehalten haben?
Maria:
Josef, was meinen die Drei?
Klara:
Klar seid ihr Schauspieler.
Ihr habt uns ein ganz schönen Schrecken eingejagt.
Vati:
Maria und Josef sind also gar keine Krippenfiguren.
Die anderen aber schon.
Klara:
Ja, die Könige hier sind echte Figuren.
Mit denen passiert nichts.
Den hier kann ich sogar piksen.
(pikst König 1 mit dem Zeigefinder in die Seite)
König 1:
(erhebt sich von den Knien)
Ich muss schon sagen!
König 2:
(erhebt sich) Gott sei Dank!
Endlich mal wieder stehen!9
König 3:
(erhebt sich) Meine Knie! Sie sind wie eingerostet.
Mutti:
(schlägt die Hand vor den Mund) Das kann nicht sein!
Vati:
Das schlägt dem Fass den Boden aus!
Gastwirt:
(bewegt sich) Ja, einen guten Tropfen aus dem Fass!
Den könnt ihr bei mir bekommen. –
Wenn ihr gut zahlen könnt.
Klara:
Ich glaub’s nicht! Die sind ja alle quicklebendig hier!
Hirte 1:
(gähnend; führt die Hand an den Mund)
Na, ich jedenfalls bin ganz schön müde.
Hirte 2:
(stößt ihn an) Nicht doch! Die Nacht ist noch lang!
Hirte 3:
Durchhalten! Nur nicht schlapp machen!
Mutti:
(geht ein Stück abseits) Also, ich muss mich sortieren.10
Mir dreht sich alles.
Vati:
(geht zu ihr) Beruhige dich! Bestimmt gibt es dafür
eine Erklärung. Wir müssen überlegen!
Klara:
(kommt hinzu) Was ist hier nun echt und was nicht?
Oder träumen wir bloß? Uns muss doch etwas dazu
einfallen!
(kurze Pause)
Vati:
Ich habe eine Idee! Fragen wir sie einfach. Wenn sie
sich bewegen und sprechen können, können sie uns ja
wohl auch antworten. Und dann wissen wir woran wir
sind.
Mutti:
Meinst Du?
Klara:
Gut. Aber ich frage. Ich weiß auch schon wen.
(die Drei zurück zu Stall und Krippe)
Klara (zu König 1):
Entschuldige, dass ich Dich gepikst habe.11
König 1:
Ist schon in Ordnung. Wir sind ja nicht aus Zucker.
Klara:
Sag mal. Was wir fragen möchten:
Was macht ihr hier?
König 1:
Was wir machen? Weihnachten feiern wir!
Es ist doch die stille, heilige Nacht.
Klara:
Weihnachten feiern? Ihr alle zusammen hier?
König 2:
So ist es. Deshalb habe wir den weiten Weg
aus dem Morgenland doch gemacht.
König 3:
Ja, deshalb sind wir dem Stern bis hierher gefolgt.
Wegen der Geburt des Kindes.
Hirte 1:
Hört, hört. Da hatten wir es nicht so weit.
Unsere Wiese liegt gleich dahinten (zeigt).
Hirte 2:
Wir hatten zwar keine Stern, dafür aber einen Engel,
der uns die Botschaft gebracht hat.12
Hirte 3:
Und dazu die Heerscharen der Engel,
die uns gesungen haben.
Klara:
Euch gesungen. Ich dachte immer, der Engel hat
zu Euch gesprochen: Fürchtet euch nicht und dann habt
ihr die frohe Botschaft gehört.
Hirte 1:
Das hat er. Aber gesungen haben sie auch. Schau doch
mal nach oben und spitz deine Ohren!
(heller Scheinwerfer; Engel breitet Arme aus;
Orgel setzt ein; Gemeinde singt).
Hört, der Engel helle Lieder (Seite 16)
Strophe 1 – 3
(Helles Licht aus; Engel senkt wieder die Arme)
Mutti:
Ich muss mich einen Moment setzen.
(setzt sich auf die Altarstufe)
Klara:
(klatscht in die Hände) Aber das ist ja toll!
Wir sind mitten in der Weihnachtsgeschichte!
Maria:
Kind, nicht so laut. Es ist eine stille Nacht!13
Josef:
Ja, und eine besondere. Auf dem Kind ruht
großer Segen für die Menschheit.
König 1:
Genau deshalb haben wir die weite Reise gemacht.
Um ihm die Ehre zu erweisen.
König 2:
Und wir kommen nicht mit leeren Händen.
Mitgebracht haben wir …
König 3:
(zeigt vor die Krippe) Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Mutti:
So nah war ich der heiligen Familie noch nie.
Und die schönen Geschenke liegen direkt neben mir.
Klara:
(klatscht wieder in die Hände)
Aber das ist es doch: Ich möchte auch etwas schenken!
Wenn nicht jetzt, wann dann? Etwas wertvolles!
(nimmt sich eine Kette vom Hals)
Da, liebe Familie, ich schenke Euch diese schöne
Kette. Sie hat ein kleines Herz dran.
Vati:
(greift ihr an die Schulter)14
Aber Klara, die ist doch von Deiner Patentante.
Klara:
Es muss so sein! Für mich gibt es jetzt nichts
Schöneres! Die Kette mit dem Herz soll die heilige
Familie begleiten. (gibt Maria die Kette)
Maria:
Liebes Kind, hab großen Dank dafür. Liebe und ein
gutes Herz zu haben – das ist sehr kostbar!
Mutti:
(steht auf) So langsam wird mir weihnachtlich.
Ich muss sagen, ich bin gerührt. Das wir so etwas
erleben dürfen. (umarmt Klara) Meine liebe Tochter,
das hast du gut gemacht!
Vati:
(tritt herzu) Eine gebende Hand sieht der Schöpfer
gern. – Ach, wenn doch alle so wären.
(schaut zum Gastwirt rüber)
Gastwirt:
Ja, ich sehe: Ich werde angeschaut. Doch, was hätte
ich denn machen sollen. Das Haus war wirklich voll!
Vati:
Nein, wir machen keinen Vorwurf. Nicht in dieser
Nacht. Wir wollen uns lieber freuen, was wir hier15
Wunderbares erleben. Wir wollen … (hält inne)
Horcht! Ich höre Schritte kommen. Wer mag das sein?
(Deckenlicht an / Krippenfiguren nehmen ihre
ursprüngliche Haltung ein und erstarren wieder)
Museumswärter:
(nähert sich den Dreien) Was, ihr seid noch hier?
Seid ihr nicht raus gegangen?
Vati:
Man hat uns eingesperrt. Zum Glück haben sie ihre
Taschenlampe hier gelassen.
Museumswärter:
Genau deshalb bin ich zurück. Ich verließ das Haus
und im Dunkeln draußen merkte ich, dass ich meine
Lampe hier vergessen hatte. Also wieder rein ins
Museum. (kurze Pause)
Na, da habt ihr aber Glück. Hoffentlich habt ihr euch
nicht gefürchtet.
Mutti:
Es war schon ein bisschen sonderbar, das hat sich dann
aber gelegt. Dann wurde es sogar weihnachtlich. Ach,
ich kann es gar nicht in Worte fassen!
Museumswärter:
Da bin ich aber beruhigt. Aber hier ist ja auch nichts16
Unheimliches. Im Gegenteil: Unsere Krippenfiguren
strahlen doch Ruhe und Frieden aus. Alles ist so
besinnlich.
Vati:
Genau. So ist es. – Doch freuen wir uns auch, wenn Sie
uns nun wieder mit hinaus nehmen (gibt dem Wärter
die Taschenlampe).
Museumswärter:
Schön, so gehen wir. Folgt mir!
(geht los, die Drei folgen)
Klara:
(im gehen) Ja, hier ist Ruhe und Frieden.
Eine stille, heilige Nacht!
Ein unvergesslicher Museumsbesuch.
Ansager/in:
Klara hat recht. Diesen Besuch wird die Familie
Robinson nicht so schnell vergessen: Hautnah an der
heiligen Nacht, die nicht nur still, sondern auch voller
Leben und Überraschung war. Eben ein
Museumsbesuch der ganz besonderen Art. Wir denken,
dass es auch Euch nahe gegangen ist und mit dem
Blick auf das schöne Krippenbild singen wir nun als
Abschluss unseres Stückes gemeinsam:
Stille Nacht, heilige Nacht Strophe 1 – 3