Wie war das damals ( Ausländer ) / von Susanne Hurler

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Mitspieler-2

Jesus:                    Mama, Mama! Wo bist du? (Kommt unter Tränen auf die Bühne)

Maria 1:                  Hier, mein Sohn. Was hast du denn? (Winkt ihren Sohn zu sich.)

Jesus:                    Alle sagen, ich sei ein Ausländer und dass ich hier nicht wohnen dürfe. (unter Tränen)

Maria 1:                  Wer, alle? (nimmt ihren Sohn in die Arme)

Jesus:                    Alle. Alle Kinder hier aus dem Ort. Ich hasse sie alle.

Maria 1:                  Wie kommen sie denn darauf, dass du ein Ausländer bist?

Jesus:                    Weiß nicht. Aber sie erzählen immer, ich wäre nicht in Nazareth geboren, sondern irgendwo anders.

Maria 1:                  Lass sie reden, was sie wollen. Du darfst hier genauso gut wohnen, wie ich und die anderen Kinder.

Jesus:                    Wirklich? Und sagst du das auch den anderen Kindern, wenn sie noch mal kommen?

Maria 1:                  Versprochen. Aber jetzt geh wieder raus und spiel weiter.

Jesus:                    Mach ich. (Dreht sich um, geht ein Stück und kommt wieder zurück.) Mama wo bin ich eigentlich geboren?

Maria 1:                  In einem kleinen Ort namens Bethlehem, in der Nähe von Jerusalem.

Jesus:                    Warum bin ich nicht Zuhause geboren? Hatten wir kein Zuhause?

Maria 1:                  Doch, sicher hattest du eines. Aber setzt dich zu mir, dann erzähle ich dir davon.

Jesus:                    (setzt sich neben Maria)

Maria 1:                  Damals, vor deiner Geburt, befahl der Kaiser in Rom, dass sich sein ganzes Volk zählen lassen müsse. Und zu seinem Volk gehörten auch wir hier in Israel.

 

 

Bote:                        (Tritt auf.) Merkt auf Ihre Bewohner der Stadt Nazaret! Eine wichtige Nachricht des Kaisers! Seine Majestät der Kaiser hat beschlossen sein Volk zählen zu lassen. Jeder, Mann und Frau, ob groß oder klein, ob alt oder jung, hat sich an die Stätte seiner Geburt zu begeben um sich dort eintragen zu lassen. Verheiratete und Witwen sowie deren Kinder begeben sich an des Gemahlen Geburtsstätte.  Gezeichnet seine Majestät der Kaiser.

Josef + Maria 2:       (Betreten die Spielfläche sammeln eilig das Reisegepäck zusammen  und ziehen umher.)

Josef:                       Sollen wir noch eine Pause machen, Maria? Du siehst wieder so kaputt aus.

Maria 2:                   Nein, nein, es geht noch. In zwei Stunden werden wir doch sicher in Bethlehem sein. Das schaffen wir noch.

Josef:                       Wenn du meinst. Es ist dein Kind.

Maria 2:                   Manchmal wünschte ich mir, du wärest in Nazareth geboren. Dann könnten wir uns diese lange Reise sparen.

Josef:                       Siehst du die Hirten dort. Vielleicht können sie uns sagen, wie weit es noch ist. Hallo entschuldigen sie!

(Sie nähern sich den Hirten, welche zusammenstehen.)

Hirte 1:                    Oh, Besuch. Dabei wird es schon bald dunkel.

Hirte 2:                    (zu den anderen Hirten) Versteck mal das Brot und die Milch. Wenn die Leute etwas davon haben wollen, reicht es  für uns nicht mehr.

Hirte 3:                    (Versteckt die Lebensmittel.)

Josef:                       Guten Abend. Wir sind auf dem Weg nach Bethlehem. Können sie uns sagen, wie weit es noch ist?

Hirte 1:                    Bis Sonnenuntergang könnten sie es geschafft haben, wenn sie sich beeilen und gleich wieder aufbrechen.

Hirte 3:                    Immer in diese Richtung. Wenn sie auf dem Hügel dort sind, können sie den Ort schon sehen.

Josef:                       Danke sehr. Einen schönen Tag noch. (Er wendet sich Maria zu und sie gehen weiter.)

Hirte 1:                    Die Armen. In Bethlehem finden sie doch nie im Leben einen Platz in einer Herberge.

Hirte 2:                    Was geht uns das an. Die hätten schließlich nicht so klügeln brauchen.

 

 

Maria 1:                  So war es dann auch. Als wir in Bethlehem ankamen, standen schon die Sterne am Himmel, aber niemand
wollte uns in seine Herberge lassen. Erst recht nicht, als sie erfuhren, dass ich hochschwanger war.

Jesus:                    Und wo habt ihr dann geschlafen? Im Freien?

Maria 1:                  Nein. Aber lass mich weitererzählen.

 

 

Maria 2:                   Ich verstehe diese Leute nicht. Jetzt haben wir schon zwei Herbergen aufgesucht, aber niemand konnte uns helfen. Und das alles nur, weil ich hochschwanger bin.

Josef:                       Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Freu dich einfach darüber, dass du in wenigen Tagen einen kleinen Jungen haben wirst.

Maria 2:                   Trotzdem, bin ich müde. Dort, in dem Haus brennt auch noch Licht. Es könnte doch eine Herberge sein.

Josef:                       Lass es uns weiter versuchen. (Er klopft an die Tür, eine Frau öffnet ihm.)

Wirtin:                      Ja, was gibt es?

Josef:                       Guten Abend. Meine Frau und ich suchen ein Quartier für die Nacht.

Wirtin:                      Tut mir leid, aber unsere Herberge ist schon überfüllt. Haben sie es schon in anderen Herbergen versucht?

Josef:                       Haben wir. Sie waren unsere letzte Hoffnung. Aber wenn sie auch keinen … .

Wirtin:                      Ich hätte vielleicht eine Idee. Mein Bruder, ein Hirte, hat draußen vor der Stadt einen kleinen Stall. Ich denke mir, dass er nichts dagegen hat, wenn ich sie dort hinführen lasse. (Dreht sich um und ruft ihren Sohn.) Joshua, kommst du mal!

Joshua:                    Ja, Mama!

Wirtin:                      Bring‘ diese beiden Leute bitte zum Stall deines Onkels.

Joshua:                    Mach ich, Mama! (Er geht an Maria 2 und Josef vorbei und deutet ihnen, ihm zu folgen.)

Maria 2:                   Danke sehr, gnädige Frau. Gott segne sie. (Sie gehen los.)

Josef:                       Ist es weit bis zum Stall deines Onkels.

Joshua:                    Nur ein paar Minuten. Wenn sie wollen, helfe ich ihnen noch, das Stroh etwas zurechtzurücken.

Maria 2:                   Das wäre nett.

 

 

Maria 1:                  So hatten wir dann doch noch ein Quartier für die Nacht gefunden, einen kleinen, gemütlichen Stall vor
Bethlehem. Es wurde höchste Zeit. Kurz darauf wurdest du geboren. Es war eine schöne Nacht. Der Himmel war wolkenlos, und genau über dem Stall strahlte ein heller Stern. Bald darauf bekamen wir Besuch.

 

 

Hirte 1:                    Ey, Simon, wach auf. Sieh mal, dort.

Hirte 3:                    Was ist los.

Hirte 1:                    Sieh doch mal dort, der Stern! Ist der nicht riesig?

Hirte 3:                    Ach, lass mich doch. Das ist doch nur ein Stern. Lass mich weiterschlafen.

(Er legt sich wieder hin, richtet sich dann aber auf, als der Engel auftaucht.)

Engel:                      Fürchtet euch nicht, denn meine Botschaft soll euch erfreuen und nicht ängstigen. Heute ist in Bethlehem der Retter geboren, der Messias, der Herr. Daher steht auf und geht nach Bethlehem. In einem Stall werdet ihr ihn finden, in einer Krippe liegend.

Hirte 1:                    Ich glaub’, ich träume.

Hirte 3:                    Ich auch, aber wir können nicht beide das gleiche träumen. Also, lass uns gehen.

Hirte 1:                    (Er nimmt die Milch und das Brot, welches noch am Lagerplatz liegt.) Gut, dass wir den beiden Reisenden nichts von unseren Vorräten angeboten haben. So haben wir jetzt noch ein Mitbringsel.

Hirte 3:                    Was machen wir mit Tobias? Wollen wir noch warten?

Hirte 1:                    Nein, nein. Der würde sich dafür doch nicht interessieren. Komm!

(Hirte 1 +  2 wandern etwas herum, immer den Stern im Blick und Kommen schließlich zur Krippe.)

Hirte 1:                    Da ist der Stall. Der Stern steht genau über ihm.

Hirte 3:                    Das ist unser Stall! Der Stall von Tobias! Wenn der wüsste, dass jemand in seinen Stall eingezogen ist. Hallo, ist hier jemand?

Josef:                       (Schaut aus dem Stall heraus.) Kommen sie rein. Können wir ihnen helfen?

Hirte 1 + 3:              Wir suchen ein Kind. Ein Engel ist uns erschienen und hat gesagt, dass wir in diesem Stall den Messias finden
würden.

Hirte 1:                    Sind sie nicht … .

Josef:                       Ja, sie hatten uns eben den Weg nach Bethlehem gezeigt.

Hirte 3:                    Und wir wollten ihnen keine Verpflegung abgeben. Hier, für sie und das Kind. (Er streckt Josef und Maria die
Lebensmittel entgegen.)

Hirte 1:                    Wie soll er heißen, der Junge, … äh, der Messias?

Josef:                       Wir sollen ihn Jesus nennen.

Hirte 3:                    Jesus. Hmh.

 

 

Jesus:                    Also bin ich im Stall geboren, weil ihr keine Herberge gefunden habt. Und die Hirten haben uns besucht.

Maria 1:                  Stimmt. Aber lass mich noch zuende erzählen. Es kam nämlich noch ungewöhnlicher Besuch.

 

 

Kaspar:                    In Bethlehem wären wir schon mal.

Melchior:                  Aber es ist zu dunkel, um noch weiter zu wandern.

Balthasar:                Warum? Den Stern können wir sehen. Als können wir weiterreisen.

Kaspar:                    Vielleicht kann uns jemand führen. Dort vorne, der Hirt, vielleicht kennt der die Wege hier.

Melchior:                  Hallo, du. Kennst du dich hier aus?

Hirte 2:                    Kann man wohl sagen.

Melchior:                  Siehst du den Stern dort hinten? Kannst du uns bitte dorthin führen. Im Dunkeln ist es schwer, den Weg zu finden.

Hirte 2:                    Das kommt darauf an, was sie mir bieten.

Melchior:                  Hier, nimm das. (Er wirft dem Hirten 2 ein Säckchen zu.)

Hirte 2:                    Gerne, meine Herren folgen sie mir. (Er führt sie ein Stück weit.) Was ist denn an dem Stern so besonders?

Melchior:                  Der Stern hat uns von weit her geführt, um den neugeborenen König der Juden zu sehen.

Kaspar:                    Wir möchten ihm Geschenke bringen.

Hirte 2:                    Neugeborener König der Juden. (Er bleibt stehen und schaut voraus.)  Nie gehört. Moment mal, das ist mein Stall.
Was machen die Leute darin?! (Er rennt auf den Stall zu.)

Balthasar:                Folgen wir ihm.

Hirte 2:                    Raus, aus meinem Stall. Ihr habt hier nichts zu suchen. (Er schaut sich wütend um.)

Hirte 1:                    Hallo, Tobias. Komm rein. Hast du auch den Engel gesehen?

Hirte 2:                    Welchen Engel? Ist auch egal. Was machen die Leute dort? Und werft das Kind aus dem Stall! Das macht mir noch ins Stroh!

Maria 2:                   Kommen sie rein. Aber seien sie nicht so laut. Sie wecken sonst das Kind auf.

Könige:                    (Kommen rein.) Hier sind wir richtig. Gnädige Frau, könne wir das Kind sehen? (Sie knien vor dem Kind nieder. Hirte 2 schaut ihnen über die Schulter.)

Hirte 2:                    (Zu den anderen Hirten.) Lasst uns gehen. Wir wollen die Leute nicht weiter stören.

Hirte 1:                    Was ist denn mit dir passier? So kennt man dich gar nicht.

Hirte 2:                    (Beim Verlassen des Stalles.) Das Kind hat mich angelächelt.

 

 

Maria 1:                  Das war die Geschichte von deiner Geburt.

Jesus:                    Und wenn noch einmal jemand etwas gegen meine Geburt sagt, erkläre ich ihm, dass bei meiner Geburt Könige dabei waren.

Maria 1:                  Mach das. Ich denke mir, dass sie dann aufhören, dich zu necken. Sie müssen erst einmal die ganze
Geschichte kennen, bevor sie darüber reden können. Aber jetzt geh nach draußen. Du hast noch viel vor dir.