Per Zeitmaschine nach Bethlehem / von Uwe Birnstein

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Per Zeitmaschine nach Bethlehem

Krippenspiel in sechs Akten
Autor: Uwe Birnstein (e-mail: uwe@birnstein.de)

Erstaufführung: 24.12.99 Ev. St. Johannis-Kirche Bevern (Weserbergland)

Vorbemerkungen

Gesamtcharakter des Stückes:
Durch die Konfrontation von biblischem Inhalt, traditionellen Krippenspielen, Zitaten aus der aktuellen Medien-Kultur wird eine produktive Spannung aufgebaut. Sie soll spielerisch- unterhaltsam deutlich machen: Was vor 2000 Jahren geschah, gilt auch für die Menschen heute. Vor allem die Dialoge von Sarah und Bastian und ihren Eltern könnten einige Lacher im Publikum hervorrufen; um so wichtiger ist, dass vor allem Sarah in den erklärenden Passagen sehr ernst und glaubwürdig spielt.

Schwierigkeitsgrad: Mit motivierten Mitspieler/innen kann das Stück in drei Probetagen einstudiert sein.
Die Dialoge sind leicht zu lernen, da sie in einer modernen Sprache verfaßt sind.

Pädagogische Überlegungen: Mit Hilfe der Zeitmaschine können die beiden Hauptakteure aus der heutigen Zeit, stellvertretend für das Gottesdienstpublikum, am Geschehen bei der Geburt Jesu teilnehmen.
Die gewählte Sprache sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den biblischen Figuren ist dem heutigen Jugend-Slang angepaßt. Bei der Schlüsselszene, als Sarah das Wunder der Weihnachtsbotschaft überdeutlich wird, bedient sie sich zur Beschreibung ihrer Gefühle der Zeile eines bekannten Pop-Songs: „Tausendundeine Nacht“ (Klaus Lage).
Einzig der Engel benutzt eindeutig biblisch erkennbare Wortwahl. Da vielen Jugendlichen besonders nach dem Thema Jungfrauengeburt fragen, erhält es einen hervorgehobenen Stellenwert, wird nicht rational erklärt, aber im Gespräch von Maria und Josef angesprochen und seiner vermeintlichen Wichtigkeit enthoben.
Die Eltern übernehmen die Rolle traditionell kirchlicher Menschen, die in der Gefahr stehen, den Heilig-Abend-Gottesdienst zwar rational zu verstehen, aber das Wunder der Weihnachtsbotschaft unter Gefühlen und Sitte nicht mehr zu erkennen.

Zu den Liedern: Im Gottesdienst kommen für die Gemeinde traditionelle Lieder vor (Stille Nacht, O du fröhliche) Maria singt einige Passagen moderner Lieder: „I’m a big big girl“ (Emilia), „Engel“ (Marius Müller-Westernhagen). Blockflöten etc. können eingesetzt werden. Steht ein Jugendchor zur Verfügung, bieten sich die Stück „Der Stern“ und „Du kommst“ an (Christoph Zehendner, Johanns Nitsch).

Zum Bühnenaufbau: Herzstück ist die Zeitmaschine: Zwei Stühle werden hintereinander gestellt; schräg davor, fürs Publikum sichtbar, steht eine große Pappwand, die Schaltertafel der Zeitmaschine. Von hinten in die Pappe eingebaut ist eine Lauflicht-Lichterkette. Mit Filzstiften sind große Schalter aufgemalt – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Unbedingt sollte die Zeitmaschine in Betrieb von Nebel und Lichtblitzen und Science- Fiction-Geräuschen begleitet werden. (Die Geräte sind leihweise relativ preiswert im Bühnenausstattungs-Verleih erhältlich, s. Gelbe Seiten).

Szenenwechsel Um die beiden Ebenen (Sarah und Bastian unsichtbar zu Besuch in der Vergangenheit / historisches Geschehen), die oft direkt ineinandergreifen, zu trennen, sind Scheinwerfer, möglichst mit einem Lichtmischpult, unerlässlich (auszuleihen u.a. bei öffentlichen Bildstellen). Die BedienerInnen müssen sorgsam eingewiesen werden, da von ihnen das Verständnis der Handlung wesentlich abhängt.

Mitwirkende: Bastian und Sarah, ein Geschwisterpaar, er etwa 12, sie etwa 16 Jahre alt. Deren Mutter und Vater Maria und Josef Ein Engel Zwei Hirten Drei Weise aus dem Morgenland

1. Akt

Zuhause unterm Tannenbaum.

Mitwirkende: Bastian, Sarah, Mutter, Vater

Szenenbild/Situation:
Heilig Abend, 16 Uhr 30.
Sarah und Bastian sitzen unter dem geschmückten Tannenbaum. Große Geschenke (mit großen Geschenkschleifen) liegen da – ein besonders großes in der Mitte. Mutter und Vater stehen im Mantel ausgehbereit dabei.

Geräusch: Glockenläuten

Mutter (hektisch, etwas hysterisch):
Tschüss ihr Süssen. Schade, dass ihr nicht mit in die Kirche kommt. Da ist Mama ganz ganz traurig. Ich finde Kirche gehört zum Heilig Abend wie Thomas Gotstchalk zu „Wetten daß“. (Ärgerlich:) Aber bitte, ich bin die letzte, die euch zwingen würde. (Gehässig:) Also langweilt euch schön.

Vater (zu den Kindern):
Und damit wir uns richtig verstehen: Die Glotze bleibt aus. Und die Geschenke rührt ihr nicht an. Verstanden?

Bastian und Sarah:
jaja

Mutter:
Nun komm Manfred, wir müssen jetzt los, sonst kriegen wir keine guten Plätze mehr. Und du weißt, wie sehr ich das Krippenspiel liebe am Heilig Abend. (Schwärmt) Wenn das immer so romantisch beginnt: die kleine Maria…. und der schüchterne Josef …. und die himmlischen Hirten, und dann noch dieses Goldengelchen…..

Vater (fällt ihr ins Wort):
Ich denk, wir müssen gehen? Nun komm!

Vater und Mutter zusammen ( rufen im Gehen):
tschüss……

(Kleine Pause)

Bastian:
Na gottseidank. Die sind wir los.

Sarah:
Aber nur für eine Stunde.

Bastian:
Echt? Kirche ist so kurz am Heilig Abend? Dann hätte ich ja auch mitgehen können.

Sarah:
Ich finds schön, dass du hiergeblieben bist. Immer wieder dasselbe Krippenspiel, seit zwölf Jahren: Ich glaube nicht, daß dich das vom Hocker gerissen hätte – äh, ich meine aus der Kirchenbank.

Bastian:
Okay okay, ich weiß. Aber was machen wir jetzt?

Sarah:
Also Fernsehen ist nicht. Wenn Papa wiederkommt und es merkt, dann kriegen wir die Geschenke zur Strafe erst ne halbe Stunde später.

Bastian:
Meinst Du? Meistens kriegen wir Mama aber rum. Heilig Abend riskiert die bestimmt keinen Streit. Wir könnten sogar….. (steht auf, geht zu Geschenken) … wir könnten sogar mal einen Blick hinters Geschenkpapier riskieren. Mal sehen, was die beiden sich dieses Jahr so ausgedacht haben…. (Fummelt vorsichig am Papier rum)

Sarah:
Hör auf. Ich finds spannender, wenn es gleich um sechs eine echte Überraschung ist.

Bastian: (gehässig, fies)
Oh, die große Schwester ganz korrekt. Steht das etwa in den zehn Geboten, du neunmalkluge Konfirmierte? Steht da: „Du sollst am Heilig Abend nicht deine Geschenke angucken“? Steht da nicht. Im Gegenteil, in der Bibel steht, daß Gott alle Geheimnisse mal lüften wird. Wenn wir da jetzt reingucken, helfen wir ihm praktisch bei seinem Werk. (reißt am Papier)

Sarah:
Hör auf. Das gibt Ärger. (Will ihn abhalten, Streit entsteht, Gerangel)

Bastian:
Oh lass es. Ich bin groß genug.

Sarah:
Und ich bin deine noch grössere Schwester, Kleiner, vergiß es nicht…..

(Beim Rangeln reißt das Papier des größten Geschenks auf, das in der Mitte steht. Die Zeitmaschine kommt zum Vorschein.)

Bastian+ Sarah: (erstaunt, durcheinander)
Boh ey. – Wahnsinn. – Was’n das? – Coool. –

Bastian:
Guck mal hier steht was drauf: (spricht es deutsch aus) „Ti-me Ma-chi-ne – Ma-de in Ger-ma-ny“. Was heißt’n das?

Sarah:
Zeig. (Liest:) Zeitmaschine, hergestellt in Deutschland. Nicht geeignet für Kinder unter 16. Benutzung auf eigene Gefahr. Mögliche Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Verwirrung, Zeit-Koller.

Bastian:
Macht nix. Du bist 16, also bin ich in Begleitung einer Grossen. Steig auf, Baby.

Sarah:
Ich hab im Gefühl: Das bringt nur Unheil.

Bastian (gelangweilt):
Kommst Du jetzt? Wir haben nicht so lange Zeit, in anderthalb Stunden sind Mama und Papa wieder zurück. (Steigt ein) Ey, guck mal: hier ist ein riesiges Zahlenrad. Was soll ich einstellen? 1500? 1200? 333 bei Issos Keilerei? (Fummelt an Schaltern rum.)

Sarah (etwas ängstlich, setzt sich aber auch in die Zeitmaschine):
Das wird mir jetzt echt zu mulmig, Bruderherz. Komm wieder raus. (Zieht seine Hand vom Zahlenrad)

Bastian:
Mist – jetzt hab ich draufgedrückt.

Nebel, Stroboskop. Synthie-Geräusch.

2. Akt

Die Verkündigung

Mitwirkende Sarah, Bastian, Engel, Maria

Szene:
Maria im einfachen historischen Gewand. Engel steht erhöht.

(Nebel und Geräusche hören auf.)

Bastian:
Wow.

Sarah: Oh Mist, ich habs gewußt, daß gibt nur Scherereien. Wo sind wir? Auf welche Jahreszahl hast Du die Zeitmaschine gestellt?

Bastian:
Weiß nicht. Du hast meine Hand draufgedrückt. Ich wollte ja gar nicht.

Sarah:
Ich fühl mich wie Captain Kirk, kurz nachdem er auf einen Steinzeit-Planeten gebeamt wurde.

Bastian:
Nee, so weit zurück ist es glaub ich nicht. Guck mal, da ist eine Hütte. (Zeigt mit dem Finger) Laß uns mal hingehen.

Sarah:
Pssst. Hör mal. Da singt jemand.

Maria (singt):
Magnificat

Sarah:
Das kenn ich das Lied. Das haben wir im Gospelchor schon mal gesungen. Das ist ein Gebet, das von Maria stammt.

Bastian:
Wahnsinn. Du meinst….. Du meinst… von der Maria, von der Mutter Jesu?

Sarah:
Ja.

Bastian:
Dann – dann sind wir also 2000 Jahre zurückgereist? Coooooooool.

Sarah:
Pssst. Schau mal:

(Szene: Engel steht da., erhöht über Maria)

Engel:
Maria. Mariii-aaaa. Friede sei mit dir, Maria.

Maria:
Oh – es wird so hell. Wer – wer bist du?

Engel:
Erschrecke dich nicht. Ich bin ein Bote Gottes. Ich hab nur Gutes mit dir im Sinn. Genauer gesagt: Ich habe eine Botschaft für Dich. Eine ziemlich wichtige. Du wirst Mutter.

Maria:
Du machst Witze. Das geht doch gar nicht.

Engel: (gütig, liebevoll)
Ach Maria, denk nicht so klein. Laß es gescheh’n. Ich sage dir: Du wirst ein Kind gebären. Und du sollst es Jesus nennen. Und dieser Jesus wird der Sohn des Höchsten sein. Er wird König sein – aber ein anderer König als die Welt sich das vorstellt. Sein Reich wird kein Ende haben. Und er wird die Menschen begleiten – bis in alle Ewigkeit, zu allen Zeiten und an allen Orten. Selbst in Bevern und Lobach im Jahr 1999.

Maria:
Puh. Jetzt muß ich erst mal schlucken. (Setzt sich) Also jetzt mal der Reihe nach. Engel, du weißt wahrscheinlich: ich bin verlobt mit Josef, dem Zimmermann aus Nazareth. Aber wir sind eben noch nicht verheiratet, äh, wie soll ichs sagen – wir…. na, wir kennen uns noch nicht soooo gut.

Engel: (gütig, liebevoll)
Ach Maria. Ich kann mir vorstellen, dass du das alles nicht ganz verstehst. Es ist auch höher als alle Vernunft. Maria, ich bitte dich: Glaube nur. Laß es geschehen, was Gott mit dir vorhat. Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Kind, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

Maria (singt):
Engel (Müller-Westernhagen, Textänderung: statt „als die Götter dich gesandt: „Als Gott der Herr dich hergesandt“)

Sarah: (ergriffen)
Boh war das schön. Das Lied kenn ich irgendwoher.

Bastian:
Komm, lass uns weiter.

(Steigen wieder in Zeitmaschine)

Bastian: Ich frage mich, was unsere Eltern wohl gerade in der Kirche singen?

(Orgelvorspiel Tochter Zion)

(Nebel, Licht aus. Kirchenlicht an.)

Gemeinde singt Tochter Zion

3. Akt

Der Weg nach Bethlehem

Mitspieler Sarah, Bastian, Maria, Josef

Szene:
Maria und Josef sind unterwegs nach Bethlehem. Im Gehen entpinnt sich ein Gespräch)

(Nebel, Strobo: Zeitmaschine kommt an.)

Sarah:
Wo hast du uns denn jetzt hingebracht?

Bastian:

Weiß nicht. Ich hab nur auf „acht Monate vor“ gestellt.

(Beide schauen sich um)

Bastian:
Hier ist ja nun so viel los wie in Bevern um 4 Uhr nachts: nix.

Sarah:
Sei mal still. Da hinten bewegt sich was.

(Maria (schwanger) und Josef kommen; Josef geht vorneweg, Maria im Abstand.

Maria :
(singt erste Zeile von: „Big Girl“: I’m a big big girl in a big big world, it’s not a big big thing if you leave me“)

Josef:
Maria, hör auf solche traurigen Lieder zu singen. Das geht mir echt an die Knochen. Natürlich bleibe ich bei dir. Ich liebe dich. Und ich steh zu dir. Egal was geschieht. Aber dass ich das alles höchst seltsam finde, das kannst du mir ja schon zugestehen. Du bist schwanger, wir sind nicht verheiratet – zeig mir den Mann, der das alles schluckt ohne ins Grübeln zu kommen.

Maria: (etwas verzweifelt, dann freudig)
Ach Josef. Ich hab es doch selbst erst nicht verstanden. Ich kann dir nur immer wieder das sagen, was der Engel mir gesagt hat: Denke nicht so klein. Gott kann alles vollbringen. Und Glaube kann Berge versetzen.

Josef:
Stimmt. Laß uns jetzt einfach nicht mehr drüber sprechen. Ich freue mich aufs Kind. Und Du auch. Alles wird gut.

Maria:
Hoffentlich, Josef. Dass wir ausgerechnet jetzt aus unserer Heimatstatt Nazareth nach Bethelehem wandern müssen – das ist schon anstrengend genug. Ich möchte wissen, wer sich das mit dieser Volkszählung ausgedacht hat.

Josef:
Kaiser Augustus war’s, stand im „Täglichen Anzeiger Jerusalem“. Die Männer sollen in ihre Geburststadt – nur um sich da in irgendwelche Listen eintragen zu lassen.

Maria:
Kennst Du da noch Leute? Von früher, aus deiner Kindheit?

Josef:
Nein, Maria.

Maria:
Und wo sollen wir unterkommen?

Josef:
Ach, da werden wir schon was finden.

(Szenenwechsel)

Sarah:
Wenn ihr da man nicht zuviel verspricht.

Bastian:
Ja, das wird noch schwierig. Ich weiß, wo die Geschichte endet.

Sarah:
Sollen wir’s ihm sagen?

Bastian:
Das geht nicht. Die beiden können uns weder sehen noch hören. Wir sind ja aus einer anderen Welt.

Sarah:
Moment, nicht aus einer anderen Welt, sondern nur aus einer anderen Zeit.

Bastian:
Hä?

Sarah:
Na, ich meine, die Welt, in der Maria und Josef lebten, ist genau dieselbe Welt wie die, in der wir leben. Zwischen Bethelehm und Bevern liegen zwar 2000 Jahre und einige tausend Kilometer – aber im Prinzip ist ganz vieles gleich.

Bastian:
Nämlich?

Sarah:
Zum Beispiel, daß den Menschen Engel erscheinen – und sie können es erst gar nicht glauben. Das passiert heute auch noch. Streit gab es zwischen den Menschen damals – und heute immer noch. Genauso wie die Liebe. Und die ist am Ende immer stärker als alles andere. Das gilt heute auch noch. Ach, mir fällt viel ein: Daß Gott Licht in die Dunkelheit vieler Menschenleben bringen will.

Bastian:
… und dass es arme Menschen gibt, die keine Herberge finden. Die niemand reinläßt. So wie neulich bei uns vor der Tür. Stell Dir vor: Morgens lag da in der Bushaltestelle ein Mann, im Schlafsack. Der hat da geschlafen!

Sarah:
Ja, das gibt’s auch noch. Aber ganz so schlimm ist es Maria und Joseph ja nicht ergangen. Die Herbergen waren zwar alle schon belegt. Aber als sie an die Tür eines Viehhirten klopften, fanden sie einen, der Mitleid hatte. Er hat sie in seinen Stall reingelassen. Heu gab’s da, Stroh. Josef konnte ein Feuer machen. Und die anderen Tiere im Stall, die haben etwas Wärme abgegeben.

Bastian (mitfühlend):
Andere Tiere? Das muß ja ziemlich gestunken haben.

Sarah:
Ja, so wars wohl.

(Währenddessen sieht man, wie Maria und Josef in Krippe gehen).

Bastian:
Und da ist Jesus geboren.

Sarah:
Genau. In einem ganz, ganz armen Stall. Ganz ohne weisses Bettlaken, ohne Pampers und Hebamme. Irgendwie kann man sich das gar nicht vorstellen, findest Du nicht?

Bastian:
(zustimmend-nachdenklich:) mhm.

Sarah:
Gott wird Mensch und stiftet Frieden. Hoffnung. Freude, Zuversicht.

Chor singt „Der Stern“

4. Akt

Bei den Hirten

Mitwirkende:
2 Hirten, Engel, Maria und Josef, Bastian, Sarah

Szenerie:
Spielt auf dem Feld. Schaf-Attrappen.

(Rauch der Zeitmaschine setzt die Hirten in Nebel)

Hirte A:
Oh, welch ein Nebel heute Nacht.

Hirte B:
Ja, und so plötzlich. Eben gerade war noch sternenklarer Himmel. (Nebel verzieht sich) Komisch. Der Nebel verzieht sich schnell wie er gekommen ist.

Hirte A:
Und es wird so hell. Viel heller als sonst nachts.

Hirte B:
Ja, guck mal, da, dieser ganz helle Stern!

(Beide schauen nach oben)

Hirte A:
Bohhh, ey. So was Helles.

Hirte B:
Und so was Schönes.

Hirte A:
Seit dreizehn Jahren hüte ich hier draussen schon die Schafe. Aber so was Helles hab ich überhaupt noch nie gesehen.

Hirte B:
Guck mal, es sieht aus, als ob der Stern jetzt da stehen bleibt!

Hirte A:
Ja, genau über Bethlehem.

Hirte B:
Irgendwas passiert hier. Wenn ich nur wüßte was.

(Bastian und C sind währenddessen leise aus der Zeitmaschine ausgestiegen)

Bastian:
Ich könnte es ihm sagen.

Sarah:
Lass es. Mal sehen was passiert.

(Engel steht auf der Empore, wird angestrahlt.)

Engel:
Fürchtet euch nicht, ihr Hirten.

(Hirten gucken nach oben, suchen Engel.)

Hirte A:
Ich hab s doch gewußt.

Engel:
Ich verkündige euch große Freude. Sie wird euch Hirten und allen im Volk widerfahren. Euch ist heute der Heiland geboren: Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und ihr könnt ihn erkennen: Ihr werdet das Kind finden in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Hirte A:
Oh Mann.

Hirte B:
Wahnsinn.

Hirte A:
Das war ein echter Engel.

Hirte B:
Ein Bote Gottes.

Hirte A:
Glaubst Du ihm?

Hirte B:
Klar. (Pause.) Wollen wir tun was er gesagt hat?

Hirte A:
Klar.

Hirte B:
Gut. Dann lass uns nach Bethlehem gehen. Der Stern wird uns den Weg zeigen.

Hirte A:
Und die Schafe?

Hirte B:
Die kommen mit.

(Szenenwechsel)

Bastian:
Wollen wir auch mitgehen?

Sarah:
Klar. Laß uns mit der Zeitmaschine hin. Du stellst sie einfach eine Stunde vor, Zeit: 24. Dezember 0, Ort: Bethlehem.

Bastian:
Muss ich hingehn. Soll ich?

Sarah:
Los jetzt. Das ist ne Nummer zu ernst hier für deine Spässchen.

(Steigen in Zeitmaschine)

Gemeinde und Chor singen: Haben Engel wir vernommen.

5. Akt

An der Krippe

Mitwirkende
Maria, Josef, Hirten, Sarah und Bastian, Drei Weise aus dem Morgenland

Szenerie:
klassische Krippenszene. Hirten stehen vorm Stall..

Nebel, Zeitmaschine kommt an.

Sarah:
Kannst du’s nicht ne Nummer leiser machen?

Bastian:
Nein, tut mir leid. Guck mal: Wir sind da. Unsere beiden Hirten sind auch schon angekommen. Und wer ist das da?

(Die drei Weisen aus dem Morgenland schreiten würdevoll heran, knien vor dem Stall nieder, legen Geschenke ab.)

1. Weiser:
Wir bringen Weyrauch für den Sohn Gottes.

2. Weiser:
Wir bringen Myrrhe für den Erlöser der Welt!

3. Weiser:
Wir bringen Gold für den König der Könige!

(Die drei bleiben knien)

Hirte A:
Der Engel hatte recht. Ein Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe.

Hirte B:
Das ist der Heiland. Der Retter.

Hirte A:
Der, auf den wir schon so lange gewartet haben.

Hirte B:
Den Gott uns schon immer angekündigt hatte.

(Knien nieder)

Hirte B:
Halleluja.

Hirte A:
Halleluja.

Sarah:
Halleluja.

Bastian:
Hey, was ist mit dir los?

Sarah: (ernsthaft ergriffen)
Ich hab immer gedacht, ich sei abgehärtet bei solchen Sachen. Aber das wirft mich ja echt aus der Bahn.

Bastian:
Was?

Sarah:
Na das was wir da sehen: Dieser riesige, mächtige Gott kommt als kleines Kind zur Welt. Nicht als König, nicht als Muskelmann, nicht als Priester. Als Kind. Als kleines unschuldiges, wehrloses Kind. Das ist so ähnlich wie in diesem Lied, weißt du: 1000 mal geseh’n, 1000 mal ist nix gescheh’n. So oft war ich in der Kirche. Hab Predigten gehört, hab alte Bilder angeguckt von der Krippe, hab selbst beim Krippenspiel mitgespielt, kenne die Weihnachtsgeschichte fast auswendig. Und erst jetzt, in dieser Nacht, hat es „zoom“ gemacht.

Bastian:
Wie „Zoom“?

Sarah:
Na so „zoom“, daß ich jetzt merke, was das bedeutet: Gott ist Mensch geworden. Der versteckt sich nicht hinter seiner Macht. Der zeigt sich verletzbar. Der schwebt nicht oben im Himmel und regiert an uns vorbei. Der will nicht einfach nur so angebetet werden. Sondern der kommt zu uns Menschen. Der will uns helfen. Den Hirten. Den Menschen in Israel. Dir. Mir. Unseren Eltern. Allen Menschen.

Hirte B:
Das müssen wir den anderen Menschen sagen. Draussen. Auf den Strassen in Bethlehem, in den Tempeln, in den Häusern.

Hirte A:
Ja, komm.

(Beide stehen auf, gehen Richtung Gemeinde)

Hirte A:
(ruft): He, habt ihrs gehört? Jesus ist geboren!

Hirte B:
Wir haben ihn gesehen!

Hirte A:
Gott hat seinen Sohn geschickt.

Hirte B:
Für alle Menschen auf der Welt – auch für Euch.

Hirte A:
Es ist eine stille….

Hirte B:
…. und heilige Nacht!

Gemeinde: Stille Nacht

6. Akt:

Wieder zuhause

Mitwirkende:
Sarah, Bastian, Mutter, Vater

Szenerie:
wie im 1. Akt.

(Zeitmaschine kommt an. Bastian und Sarah steigen aus)

Bastian (hustet):
Puh, endlich wieder zuhause.

Sarah:
Das hätt ich nie gedacht, dass wir hier wieder heil landen. Meine Güte….

Bastian:
Na was denn, Kleine? Machste schon schlapp? Gleich gibt’s Geschenke!

Sarah:
Nee. Nee. Ich hab mir nur gerade vorgestellt, wenn Mama und Papa jetzt schon hier wären. Pss. Hörst Du?

(Beide horchen)

Sarah:
Sie kommen! Deck schnell die Zeitmaschine zu!

(Bastian und Sarah hängen wieder das Geschenkpapier über die Zeitmaschine)

Mutter:
Hallo Ihr Süssen. Mama ist wieder da.
Vater:
Und Papa a-auch!

Mutter:
Na, habt ihr euch schön gelangweilt?

Bastian:
Och….. So direkt nicht.

Vater:
Tja, da passiert eben nichts, wenn man zuhause bleibt und nicht mal fernsehen darf.

Mutter:
Wir dagegen – wir hatten eine richtig schöne Stunde. So viele schöne Lieder. Und ich kannte alle. „Tochter Zion“, „Stille Nacht“, und zum Schluss noch „Oh du Fröhliche“!

Vater:
Und ein tolles Krippenspiel haben wir geboten bekommen. Von Jugendlichen, diegenauso drauf sind wie ihr.

Sarah:
Ja? Na toll. Und hat es „zoom“ gemacht?

Mutter:
Was?

Sarah:
Na, ob es „zoom“ gemacht hat bei euch. Während des Krippenspiels. Ich meine, ist euch das so richtig nahe gegangen? Gott in der Krippe als kleines Kind und so?

Mutter:
Na hör mal, das kennen wir doch nun schon. Das haben wir doch nun schon wer- weiß-wie-oft gesehen.

Sarah:
Also nicht?

Vater:
Jetzt werd bloß nicht frech am Heilig Abend! Was versteht ihr schon vom richtigen Sinn von Heilig Abend.

Sarah:
Mehr als Ihr denkt.

(Wendet sich dem Publikum zu, sieht alle an und fragt langsam:)

Und ihr?

Chor singt:
Du kommst hinein in unsere Welt