Das Wunder der Heiligen Nacht / von Helmut G. Müller

Print Friendly, PDF & Email

Das   Wunder der Heiligen Nacht

 ein Krippenspiel

 von Helmut G. Müller

Zum Spiel

 

Das vorliegende Stück ist 1994 entstanden und wurde 1999 überarbeitet. Es werden 21 MitspielerInnen ab 7 Jahre gebraucht. Dazu kann noch ein Engelschor eingesetzt werden.

 

Inhalt

 

Sieben Kinder treffen sich am Heiligabend in der Kirche und spiegeln ein Gespräch in einer Kirchenbank wieder. Ein Kind weiß von Weihnachten nur, daß es Geschenke geben soll. Dann kommen noch ein paar Asylantenkinder hinzu, die irrtümlich für die Hirten gehalten werden. Die schon anwesenden Engel haben leider nur die traurige Nachricht zu verkünden, daß Maria und Josef nicht kommen. Sie haben sich verkracht.

Die Kinder spielen dann zunächst nur in ihrer Phantasie das Stück durch, bis ein Engel sie ermutigt, auch ganz real zu spielen. Im weiteren Verlauf vermischen sich dann Weihnachtsgeschichte und Situation der Kinder am Heiligabend. Der Stall wird dabei für Maria und Josef zum Paradiesesgarten, der an die eigene Kindheit erinnert. Die Hirten überwinden ihre Angst, und die Weisen entdecken in der Krippe das Zentrum der Galaxie. Mitten hinein in diese kosmische Harmonie platzt der Junge, der ursprünglich den Josef spielen sollte, aber aus Verärgerung nicht gekommen wer. Er gerät nun ungewollt in die Rolle des Herodes, der das Kind rauben will und muß sich dabei mit seiner ehemaligen Partnerin als Maria auseinandersetzen. Die Versöhnung  gelingt und das Krippenspiel wird noch um einen himmlischen Vater und eine himmlische Mutter bereichert.

 

Zur Aufführung

 

Das Spiel wurde 1994 in der Kirche von Maintal-Wachenbuchen uraufgeführt. Entsprechend den örtlichen Gegebenheiten wurde dabei der ganze Chorraum der Kirche (5 m x 8 m)  als Spielfläche benutzt. Der Stall befand sich im Zentrum in  erhöhter Position, zunächst verdeckt durch eine große Leinwand (Stofftuch 8 x4 m), auf die Bilder projiziert werden konnten. Die Sternwarte war auf der Empore eingerichtet. Dem Erzähler stand die Kanzel zur Verfügung. Die Wanderung von Nazareth nach Bethlehem wurde mit Landschaftsdias aus Israel dargestellt, vor denen Maria, Josef und Esel auf der Stelle liefen.

Die Kirche blieb während des Stückes dunkel, nur die Szenen wurden entsprechen ausgeleuchtet. Die Liedtexte wurden mit einem Diaprojetor an die Wand projiziert. Ebenso Titel, Szenenüberschriften und Mitwirkende.

 

Das Umkleiden der Kinder erfolgt nach der 1. Szene. Nur die Engel der Eingangsszene stehen schon in ihrem Gewand bereit.

 


Mitwirkende

 

Kind 1, Maria

Kind 2, Josef

Kind 3, Kaspar

Kind 4, Erzähler

Kind 5, Engel 6, Sternträger

Kind 6, Steuerbeamter

Kind 7, Soldat

Engel 1

Engel 2

Engel 3

Engel 4

Engel 5

Engel 7/Maria 2, Himmelsmaria

Josef 2

Hirte 1

Hirte 2

Hirte 3

Hirte 4

Hirte 5

Melchior

Balthasar

Esel (ohne Text)


Vorspiel: »Welt ging verloren«

 

Eine Kirchenbank verkehrt herum zur Gemeinde. Dahinter evtl. mit Dia oder Overheadprojektor ein Bild mit dem Innenraum der Kirche, sodaß die Szene wie ein Spiegel wirkt. Kinder kommen und setzen sich auf die Bank.

 

Kind 1: (zu Kind 3) Hier ist heute das Krippenspiel.

Kind 2 : Am 24. Dezember ist hier immer ein Krippenspiel. Da ist hier je­desmal die Hölle los.

Kind 1: Nein, der Himmel!

Kind 3: Nun klärt mich doch mal auf: Was ist denn ein Krippenspiel? Hat das was mit ’ner Erkältung zu tun.

Kind 4: (lacht) Ne, Mensch, ne Krippe, weißt du, das schreibt sich doch mit K und ist keine Krankheit, sondern so was wie der Freßnapf von eurer Katze, nur halt größer, für ’nen Ochsen und Esel.

Kind 2: Obwohl, im letzten Jahr hatte der Josef auch ne Grippe mit G. Hat mehr gehustet als gesprochen.

Kind 1: Und Maria hatte die Windpocken. Das war lustig. Die hatten dann nach­her alle, und sie konnten die Schule für ‚ne Woche dicht machen.

Kind 3: Scheint wohl ansteckend zu sein, so ein Krippenspiel.

Kind 2: Ja, aber am 24. Dezember, da mußt du rann, da muß der Josef hierher und auch die Maria, selbst wenn sie todkrank sind. Weil nämlich …, ohne die geht das Stück nicht. Und verschieben kannst du es auch nicht. Das muß nämlich immer am 24. Dezember gespielt werden, weil …, na ja, das ist halt Heiligabend.

Kind 3: Heiligabend, was ist das denn?

Kind 4: Mensch, bist du ahnungslos. Höchste Zeit, daß wir dich mal hierher mit­geschleppt haben.

Kind 1: Kein Wunder, der kommt ja aus dem fernen Osten.

Kind 2: Morgenland, hieß das früher.

Kind 5: Vielleicht ist der auch wegen dem Stern hierher gekommen.

Kind 1: Bestimmt, sein Vater arbeitet bei Mercedes.

Kind 6: Jetzt hört auf mit dem Quatsch. Ich glaube, das Stück fängt an.

Kind 2: Ja, hier vor uns, das ist bestimmt Bethlehem. Ist schon total voll. Kriegst keinen Platz mehr heut abend. Ausverkauft!

7. Kind: Oh, guck mal, NN, deine Oma spielt auch mit (Kind 1 und Kind 2 winken ihr zu).

Kind 4. 5. 6. 7. : Und mein Vater, meine Mutter, mein Onkel, unser Nachbar. (winken)

Kind 3: Find ich ja enorm, daß die alle mitmachen, aber wann fängt das denn jetzt endlich an. Und wann gibt’s die vielen Geschenke, von denen ihr mir erzählt habt.

 

Die Tür geht mit lautem Gepolter auf und schlägt genauso laut wieder zu.

Die „Hirten“ kommen herein.

Kind 1: Jetzt seid doch mal leise. Es fängt an, Maria und Josef kommen.

Kind 2: Maria und Josef? Bei dir ist heut‘ wohl finstere Nacht, das sind doch bloß die Kinder aus dem Asylantenheim. Die kommen immer zu spät. Aber sonst sind die ganz in Ordnung.

Kind 4: Manchmal.

Kind 5: Weißt du, bei denen zu Hause, ich mein, in dem Land wo die herkommen gibst so einen – ich weiß nicht mehr wie der heißt, der knallt alle Leute ab, besonders die Kinder.

Kind 6: Mein Vater sagt, die sind bloß hier, weil die in ihrem Land keine Schafe mehr hüten wollen. Die wollen hier bei uns mehr Geld machen.

 

Währenddessen sind die Hirten zu den Kindern gekommen

Hirte 1: Hat’s schon angefangen.

Hirte 2: Habt ihr noch einen Platz für uns.

Kind 6: Nein, alles besetzt.

Die Hirten lagern sich auf dem Boden

 

Engel 1 läuft ungeduldig hin und her. Engel 2 – 6 kommen herein, völlig aufgelöst.

Engel 2: Sie kommen nicht.

Engel 1: Wer kommt nicht?

Engel 2: Na, Maria und Josef.

Engel 3: Na, eigentlich nur der Josef. Josef will einfach nicht.

Engel 4: Wir haben eine Stunde mit Engelszungen auf ihn eingeredet, aber der Kerl ist beleidigt.

Engel 5: Ja, er sagt, mit so ’ner blöden Maria spielt er nicht.

Engel 1: Dabei wollte er unbedingt die Rolle, und er hat sogar noch die Puppe für das Jesuskind mitgebracht. Unbedingt mußte es seine Puppe sein. »Meine Traumrolle«, hat er gesagt und war total glücklich.

Engel 2 (kichert): Ich glaub, das war nämlich wegen der Maria. Der war näm­lich so ein bischen in die …, na ja …, halt verliebt.

Engel 3: Und dann haben sie ihn in der Schule alle nur noch Josef genannt, und wenn die NN, na die, die die Maria spielt mal mit ’nem anderen Jungen zu­sammengestanden hat, dann haben sie alle gerufen: »Guck mal Josef, deine Maria hat ’nen anderen.«

Engel 4: War doch nur Spaß, aber der war voll von der Rolle.

Engel 5: Und jetzt spielt er nicht mehr, und Maria will jetzt auch nicht mehr, weil sie das total blöd findet ohne Josef.

Engel 1: Also ich glaube zu den beiden müßte schon mal ein richtiger Engel hin. Nicht bloß so ein gespielter wie wir.

Engel 2 (zum Publikum): Kann von Ihnen vielleicht mal jemand mitkommen.(geht ab)

Engel 3: Und wie geht es hier jetzt weiter?

Engel 4: Oh je, da brauchen wir wohl selber himmlischen Rat.

 

Kind 2: Jetzt ist hier doch die Hölle los.

Kind 1: Welt ging verloren, Christ nicht geboren.

Kind 4: Unselige, traurige Christenheit.

Kind 3: Und ich werde hier wohl nicht gerade weise.

Kind 5 (laut, wie nach einem Geistesblitz): Doch, wirst du doch! Genau! du wirst ein Weiser!  Da brauchst du näm­lich gar keine Ahnung zu haben von dem Stück. Du läufst bloß ein­fach ei­nem Stern hinterher, und alles andere wirst du schon sehen. Da oben fängst du an (zeigt zur Sternwarte der Weisen) und hältst ein bischen Ausschau bis du einen leuchtenden Stern siehst. Kannst auch gleich noch deine beiden Brüder holen. Wir brauchen nämlich drei Weise aus dem Land der aufgehenden Sonne. Und bring dein Fernrohr mit. Heute siehst du hier garantiert mehr wie bei der letzten Sonnenfinsternis.

Kind 6: Und das da sind dann wohl die Hirten. (zeigt auf die Hirtenkinder)

Kind 5: Logisch.

Kind 1: Ich trau mich nicht.

Kind 2: Nicht vor den vielen Leuten.

Kind 3: Ich verschwinde mal ganz schnell.

Engel 2 ( zu den Kindern): Ich habe alles mit angehört. Habt keine Angst. Wir werden euch hel­fen. Unsichtbar werden wir da sein, und euch die Worte in den Mund legen, wenn ihr nicht weiter wißt. Durch euch wird heute der Heiland geboren, das Christkind, hier in der Stadt Davids.

Engel 4: Während wir jetzt noch ein Lied singen, verteilen wir die restlichen Rol­len und dann beginnt die Geschichte.

Liedvorschlag: EG 18, Seht die gute Zeit ist nah ..

 

Der Paradiesesstall

 

Erzähler: Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die aller­erste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und je­dermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethle­hem, weil er aus dem Hause und Geschlecht Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem ver­trauten Weibe, die war schwanger.

Josef: Oh, Jesses-Maria, auf was habe ich mich da eingelassen. Mir schlottern die Knie. Du denkst, du bist nur ein Zuschauer und plötzlich bist du mitten­drin in der Geschichte um Himmel und Erde.

Maria: Da gehst du ganz unschuldig von zu Hause los. Dann kommt ein Engel zu dir und … Also ich hätte auch nie gedacht, daß ich so schnell ein Kind be­komme. Ich habe ganz schön Angst deswegen. Mir ist als würde mich die ganze Welt anschauen. Die Beine sind so schwer. Ob alles gut geht? Aber irgendwie vertraue ich den Engeln.

Josef: Komm, wir müssen gehen.

 

Sie wandern  mit ihrem Esel nach Bethlehem. Vor Bethlehem:

Josef: Bethlehem, die Stadt des großen Königs David. Die Stadt meiner Vorfahren. Eigentlich bin ich froh, daß unser Kind hier geboren wird. Aber vorher müs­sen wir uns zählen lassen. …  Sieh da ist schon das Tor und die Zählstelle

Kaiserliche Zählstelle

Steuerbeamter: Name

Josef: Josef

Steuerbeamter: Alter

Josef: 22 Jahre

Steuerbeamter: Beruf

Josef: Zimmermann

Steuerbeamter: Geburtsort

Josef: Bethlehem

Steuerbeamter: Wohnort

Josef: Nazareth

Steuerbeamter: Nie gehört, wo liegt denn das?

Josef: In Galiläa

Steuerbeamter: Ah ja, war mal als Soldat da. Aufrührerisches Volk. Gab `ne Menge Tote. Aber jetzt herrscht Ordnung. Heil Augustus, unserem Frie­denskaiser(stempelt ein Papier ab). Registriert! Macht zwei Goldstücke.

Josef: Aber soviel haben wir nicht. Ich war arbeitslos im letzten Jahr.

Steuerbeamter: Nie hat einer was, aber auf Staatskosten leben wollen sie alle. Nehmt ihm den Esel ab. (Ein Soldat nimmt den Esel)

Josef: Aber, den brauchen wir doch. Meine Frau kann nicht mehr laufen, sie ist …

 

Steuerbeamter (zu Maria): Vortreten! Name?

Maria: Maria

Steuerbeamter: Alter

Maria: 16

Steuerbeamter: Geburtsort

Maria: weiß ich nicht

Steuerbeamter: (schreibt) unbekannt. Name des Ehemanns

Maria: Josef

Steuerbeamter: Registriert. Macht  …. ach bei der ist nichts mehr zu holen.

Maria und Josef gehen weiter

 

Maria (lächelt): Unser Kind wurde nicht gezählt.

Josef: Nein, mit dem können sie nicht rechnen.

Maria: Josef, ich kann nicht mehr. Komm, laß uns in ein Gasthaus gehen.

Josef: Und wer soll das bezahlen?

Maria: Vielleicht sind sie barmherzig, vielleicht tun sie’s um des Kindes willen, das jetzt bald geboren wird.

Josef: Nein Maria, ich weiß schon was sie sagen werden: Nein, tut mir leid, alles voll, probiert es im nächsten Gasthaus. Das sagen sie immer. Wenn’s ums Geld geht sind die alle gleich. Aber da hinten in der Straße ist ein alter Stall. Da hab ich als Junge schon gespielt. Manchmal standen ein Ochse und ein Esel drin, aber für uns Kinder war er ein kleines Paradies, unser Haus. Nur manchmal, wenn wir’s zu wild trieben, kam der alte Moses und vertrieb uns. Wir nannten ihn bloß „den Cherub“, weil er mit seinem Stock vor dem Stall stand wie der Para­dieses­engel mit dem flammenden Schwert vor dem Garten Eden.

Maria: Na, dann laß uns hingehen und die alte Geschichte noch einmal neu anfan­gen, du als Adam, ich als Eva.

Enthüllung des Stalles. Sie gehen zum Stall.

Maria (lacht Josef an): Und in der Mitte des Gartens stand …

Josef: … eine Futterkrippe.

Maria: Die Zeit ist gekommen

 

Liedvorschlag  EG 30: Es ist ein Ros entsprungen

 

Die Letzten, die die Ersten sind

 

Hirte 1: Wacht auf, wir sind dran.

Hirte 2: Oh, und ich hab meinen Text vergessen.

Hirte 3: Du vergißt aber auch immer alles.

Hirte 2: Stimmt gar nicht, meine Schafe vergesse ich garantiert nicht.

Hirte 4: Da hast du einmal in deinem Leben die Chance zu einem großen Auftritt, und dann kriegst du keinen Ton raus.

Hirte 5: Wir kommen halt immer zu spät, wir sind zu langsam oder zu aufgeregt.

Hirte 1: Aber heute abend ist das alles anders. Schaut doch da, welch ein Licht.

Engel 1: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich  verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

 

Lied der Engel EG 26: Ehre sei Gott in der Höhe …

 

Hirte 1: Auf meine alten Tage noch so ein Wunder

Hirte 2: Und ich bin wieder froh und munter

Hirte 3: Mein Gott, was ist die Welt so schön

Hirte 4: Nun laßt uns endlich zu dem Kind hingehen

Hirte 5: Ich lauf so schnell zur Krippe hin,
daß ich diesmal bestimmt der Erste bin

Die Hirten gehen zum Stall

 

Das Zentrum der Galaxie

 

Die Weisen bauen ziemlich laut ihr Fernrohr auf

Kaspar: Achtung, es geht los.

Balthasar: Das ganze Volk lacht über unsere Weisheit. Kaspar, Balthasar, Melchior heißen wir. Aber der Kaspar bist du, das sag ich dir.

Kaspar: Ok, Ok, ich habe ja auch nur mitgemacht, weil ich für heute ein echt gutes Horoskop hatte: »Jupiter tritt ins Sternbild der Fische, Mars und Venus konjungieren. Nehmen sie die Herausforderung an. Ungewohnte Erfahrun­gen warten auf sie. Jemand wird sie verblüffen.«

Melchior: Und die Sterne lügen nie.

Kaspar: Also los geht’s: „Fern von Osten kommen wir, und suchen einen Stern“

Balthasar: „Was zeigt er uns, wohin führt er uns – zum Herren aller Herrn.“

Melchior: Klingt schon gut und reimt sich. Aber seht, da ist der Stern den wir su­chen. Und das Fernrohr hätten wir gar nicht gebraucht.

Engel mit Stern geht voran

 

Kaspar: Was meint ihr, wo der uns hinführt?

Balthasar: Zum Zentrum der Galaxie, wohin sonst.

Melchior: Zum neugeborenen König der Juden, hat mir jemand zugeflüstert.

Kaspar: Mein Horoskop sagt mir, in einen großen Palast.

Sie ziehen weiter zum Stall

 

Melchior: Wo ist denn hier das Zentrum der Galaxie. Ich seh‘ bloß einen alten Stall.

Kaspar: So eine Enttäuschung. Aber paß auf, jetzt geht gleich das Licht aus, dann plötzlich Nebel, ein Lichtblitz, ein Donner und vor uns steht ein glitzerndes Schloß, oder ein Raumschiff oder so was. Hab‘ ich jedenfalls mal so gese­hen.

Balthasar: Ja und wir, die Weisen, die Magier, wir zaubern das jetzt herbei. Paß auf: Abrakadabra, simsalabim, hokuspokus fidibus dreimal schwarzer Ka­ter und … .

Melchior: Nichts ist geschehen.

Kaspar: Doch ich hör was, seid mal ganz leise.

Balthasar: Ja, ein kleines Kind

Josef (tritt zu den Weisen): Willkommen im Paradies.

Melchior: Sag einer nur, daß er das verstehe.
Ein Stall, eine Futterkrippe, ein paar zerlumpte Hirten,
das ist alles was ich sehe.

Kaspar: Doch ein neuer Mensch wurde hier geboren,
zum König der Juden auserkoren,
König sogar der ganzen Welt,
und hat doch weder Gut noch Geld.
Wir glauben  mehr als was wir sehen.
Das Himmelreich ist hier geschehen.

Balthasar: Ein Engel gibt uns jetzt die Worte
Wir stehen an des Himmelspforte,
im Paradies, im Garten Eden.
Gott heilt die Welt, hilft einem jeden.

Maria: Ihr habt wohl recht. Es ist Gottes Sohn.
Große Freude sei eurer Reise Lohn.
Der, der das Weltall hat gemacht,
will als ein Mensch unter uns leben.
Vorüber ist die dunkle Nacht.
War der Weg auch voller Schmerzen,
voll Angst, Verzweiflung, ohne Kraft,
jetzt wird es hell in unsren Herzen.

Josef: Und doch fürcht‘ ich jetzt Ungemach,
’nen bösen Traum hab ich gehabt.
König Herodes, trachtet dem Kinde nach dem Leben

(Die Tür geht auf und wird mit einem lauten Knall zugeschlagen, Josef 2 kommt herein)

Maria: Zu spät zur Flucht, der kommt so eben!

Engel 1: Aber das ist doch der NN, der sollte doch zuerst den Josef spielen.

Engel 2: Daß der sich noch hierher traut.

Engel 3: Ich glaube, jetzt gibt‘s Ärger. Der sieht jedenfalls aus wie Herodes, Kaiphas und Pontius Pilatus in einem.

Engel 4: Also wenn ich der wäre: Ist ja auch blöd. Da bereitest du dich sechs Wo­chen lang auf diesen Abend vor und dann spielt ein anderer deine Rolle. Heilig Abend?, nein, für den ist heute Karfreitag.

 

alter Josef  (trotzig): Ich will nur die Puppe holen.  Die gehört mir. Und dann seht ihr mich hier nie wieder, das schwör ich euch.

Hirte 1: Das ist nicht deine Puppe, das ist das Christkind, der Heiland der Welt.

 

Erzähler: Da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleibe dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor das Kindlein zu su­chen, um es umzubringen.

Josef 2 (hat gut zugehört): Was wird hier überhaupt gespielt. Bin ich hier etwa jetzt der Herodes.

(Maria 2 kommt als Engel 7 herein)

Maria 2/Engel 7: Scheint so! Endlich kapierst du mal etwas.

Josef 2: Ich will aber nicht den Herodes spielen. (Pause) Was machst du ei­gentlich hier. Du sollest doch die Maria spielen. Meine Maria.

Maria2/Engel 7: Und wie bitte schön, wenn du mich sitzen läßt? Ich wollte wirklich nicht mehr. Aber dann sind die sechs Engel da gekommen (deutet auf die Engel) und haben gesagt, kommt NN, dann bist du halt einfach ein Engel. Du bist die Himmelsmaria, die himmlische Mutter von dem Kind.

alter Josef: Dann könnte ich ja eigentlich den himmlischen Vater spielen.

Josef: Warum nicht? Das wäre doch wirklich die Hauptrolle in dem Stück.

(reicht ihm die Hand, Josef 2 schlägt ein)

Maria 1(staunend): Was aus einem Herodes noch alles werden kann.

Josef 2: und ich habe meinen Text doch nicht umsonst gelernt.

          Ich verstehe ihn jetzt erst richtig:
„Da liegt es nun auf Stroh und Heu,
durch dieses Kind wird alles neu.
Laßt Gott in euer Herz hinein,
und das Vergangene wird vergangen sein.
Ein neuer Mensch ist hier geboren.
Zum Heiland der Welt euch auserkoren
Wer böse war, der sei nun gut.
Wer ängstlich war, der habe Mut.
Gott selbst ist jetzt zu euch gekommen,
zu Guten, Bösen, Heiden, Frommen
Was auf Erden fehlt, will der Himmel geben,
nehmt das Christkind mit in euer Leben.
Nehmt sein Licht mit in die Welt hinaus.

          Friede auf Erden,
Liebe im Herzen,
Freude soll werden,
Verwandlung der Schmerzen.“

Engel 1: Wunder der Heiligen Nacht

Ende